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Martin nimmt uns mit auf eine sehr persönliche Reise zurück in eine Ära, in der Autofahren noch echtes Erleben war – intensiv, mechanisch, ehrlich. Und das alles stilecht, mit einem Hauch Ostblock-Eleganz.
Ein Lada mit Geschichte – der 21013 im Porträt
Der gezeigte Lada ist kein gewöhnlicher 1200er. Es handelt sich um die modellgepflegte Version mit der Bezeichnung 21013, produziert ab 1977. Äußerlich erkennt man die Fortschritte: modernere Rückleuchten, Lüftungsöffnung in der C-Säule, keine Hörner mehr an den Stoßstangen – aber immer noch ganz der klassische Lada-Look.
Was viele nicht wissen: Hinter dem Lada verbirgt sich ein Stück internationale Industriepolitik. Während Renault ebenfalls Interesse an der Lizenzvergabe hatte, setzte sich letztlich Fiat durch – im Austausch gegen russischen Stahl. Eine strategische Win-Win-Situation, die den Ruf der italienischen Marke in den 80er-Jahren weiter festigte.
Technik, die einfach funktioniert
Im Herzen des Fahrzeugs arbeitet ein 1,2-Liter-Vergasermotor mit einem klassischen Viergang-Schaltgetriebe. Kein ABS, keine Servolenkung, keine überflüssige Elektronik – dafür ein ehrliches, unverfälschtes Fahrerlebnis. Und ja: der Lada hat noch eine Anlasserkurbel. Falls die Batterie mal streikt, kann man den Motor ganz traditionell von Hand starten – auch bei minus 30 Grad in Sibirien.
Das Lenkrad ist groß und dünn, die Sitzbank aus Kunstleder heizt sich im Sommer ordentlich auf. Das Interieur? Einfach, aber vollständig: geteilte „Klimazonen“, Scheibenwischer mit Intervall, ein riesiges Handschuhfach und sogar eine Fußraumheizung. Alles ist mechanisch, alles ist spürbar. Und genau das macht den Reiz aus.
Fahren wie früher – mit Gefühl und Voraussicht
Martin beschreibt das Fahrerlebnis mit leuchtenden Augen:
„Du musst vorausschauender fahren, bremsen mit Gefühl – der Bremsweg ist länger, und du willst dein Auto ja nicht zerstören. Es ist alles intensiver – bei Regen, Sonne, Schnee. Du fährst einfach bewusster.“
Wer einmal mit einem Lada unterwegs war, versteht: Das ist nicht nur Fortbewegung – das ist eine kleine Zeitreise bei jedem Starten des Motors.
Vom Rücksitz in die Erinnerung
Der vorgestellte Lada stammt aus dem Jahr 1986 und wurde ursprünglich nach Bulgarien ausgeliefert, bevor er 2020 seinen Weg zurück zu Martin fand. Für ihn ist dieses Fahrzeug ein Stück Kindheit, ein Symbol für vergangene Familienmomente – und heute sein ganz persönlicher Klassiker.
Lizenzbau mit Eigenleben
Obwohl auf dem Fiat 124 basierend, unterscheidet sich der Lada in einigen Details vom italienischen Original. Er ist robuster gebaut, das Fahrwerk wurde angepasst, die Bodenfreiheit erhöht, die Bleche dicker – eine Reaktion auf die teils rauen Straßenverhältnisse in der Sowjetunion. Auch die Instrumente: natürlich auf Russisch. Trotzdem: im Kern bleibt der Lada ein Fiat – mit osteuropäischer Seele.
Und was kommt als Nächstes?
Für Martin ist der Lada nicht das Ende der automobilen Reise, sondern eher ein Kapitel. Ein Moskwitsch 2140 oder 412 mit sportlichen Rundinstrumenten wäre sein nächster Traum. Doch bis dahin bleibt der Lada – treuer Begleiter, rollende Erinnerung und ein echtes Stück Zeitgeschichte.
Fazit: Mehr als nur Blech und Benzin
Der Lada 1200S ist weit mehr als ein Auto. Er ist ein fahrbares Kulturgut, ein stiller Zeitzeuge einer Ära zwischen Funktionalität und Charme, zwischen Stahl und Emotion. Für Fans des Ostens, für Oldtimer-Liebhaber oder einfach nur für Menschen, die wieder spüren wollen, wie sich Autofahren früher wirklich anfühlte – ist der Lada eine Einladung zum Einsteigen, Ankurbeln und Losfahren.