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Der Trabant, ein Auto, das vielen als Symbol für das Leben in der ehemaligen DDR bekannt ist, hat für viele eine ganz besondere Bedeutung. Doch es gibt immer wieder Exemplare, die durch ihre einzigartige Geschichte und Leistung hervorstechen. Einer dieser besonderen Trabanten ist der „Schuhmann Trabant“, der von Klaus Schumann gefahren wurde – ein Fahrzeug, das über Jahre hinweg die Herzen von Motorsport-Fans eroberte und mit seinen Erfolgen in der DDR-Meisterschaft für Aufsehen sorgte.
Vom Alltagstraum zum Rennwagen
Klaus Schumann begann seine Motorsportkarriere 1974, noch mit einem Vorgängermodell des Trabants. Doch 1980/81 wurde ein neues Fahrzeug gebaut, das für Schumann und die Rennen entwickelt wurde: Der berühmte „Schuhmann Trabant“, der nun mit einem 70-PS-Motor statt der üblichen 26 PS des Serien-Trabis an den Start ging. In den Jahren von 1974 bis 1989 holte Klaus Schumann nicht weniger als fünf DDR-Meistertitel, dreimal Platz 2 und dreimal Platz 3. Kein anderer Fahrer konnte diese beeindruckende Bilanz aufstellen. Als Anerkennung seiner Leistungen durfte Schumann sogar einmal persönlich bei Erich Honecker in Berlin seinen Meistertitel entgegennehmen.
Die Wende und eine neue Ära
Nach der Wende wurde der Schuhmann Trabant 1989 verkauft und fand seinen neuen Besitzer in Thomas Kuhnert, der das Fahrzeug bis 1990 fuhr. Doch nach der politischen Wende stand der Trabant jahrelang nur herum – bis er 1991 erneut in die Werkstatt kam. Karl Heizer, ein langjähriger Kollege von Klaus Schumann, kümmerte sich um die Restauration des Autos. Nachdem das Fahrzeug einige Jahre halbfertig in der Werkstatt stand, wurde es 2011 wieder auf der Rennstrecke präsentiert – und das auf dem legendären Schleizer Dreieck, wo die „40 Jahre Trabant“-Veranstaltung gefeiert wurde. Was ursprünglich als einmalige Präsentation geplant war, entwickelte sich zu einer Tradition, die von Jahr zu Jahr immer mehr Begeisterte anzog.
Technische Raffinessen und Fahrspaß
Der „Schuhmann Trabant“ ist ein wahres Technik-Juwel, das sich von den Standard-Trabis deutlich unterscheidet. Durch die tiefergelegte Karosserie und die modifizierten Fahrwerkskomponenten war der Trabant deutlich sportlicher und aerodynamischer. Der Motor – ein speziell für den Rennsport optimierter 600-ccm-Zweitaktmotor – wurde auf rund 70 PS „frisiert“, was ihn zu einem echten Kraftpaket machte. Zum Vergleich: Der Serien-Trabant hatte nur 26 PS. Zudem wurde das Fahrzeug mit zwei Getrieben ausgestattet: Eines für trockene, das andere für nasse Straßen.
Die Fahrzeugtechnik ist voller raffinierter Details, wie der speziell entwickelten Auspuffanlage, die über den Winter von Klaus Schumann selbst gebaut wurde. Diese war eigentlich für Rennboote gedacht und sorgte für einen einzigartigen Sound. Allerdings erwies sie sich bei den Kurvenfahrten des Trabants als weniger effektiv und wurde schnell wieder ausgebaut. Trotzdem zeigt sich hier die Innovationsfreude und Experimentierlust, die das Fahrzeug prägten.
Die Sicherheitsfeatures – Ein Muss im Rennsport
Sicherheit spielte ebenfalls eine wichtige Rolle im „Schuhmann Trabant“. Der Wagen war mit einem Überrollbügel, einem Sportlenkrad und einem speziellen Feuerlöschsystem ausgestattet. Letzteres war besonders wichtig, da die Gefahr eines Brandes beim Rennsport immer präsent war. Das Feuerlöschsystem war so ausgelegt, dass der Fahrer im Notfall das Mittel über einen Hebel selbst aktivieren konnte. Ein weiteres interessantes Feature war der Hebel zur Gemischregulierung. Damit konnte der Fahrer während des Rennens das Kraftstoff-Luft-Gemisch nach Belieben anpassen – um bei Überholmanövern mehr Leistung zu erhalten oder die Gefahr einer Überlastung des Motors zu minimieren.
Die Unfälle und die Weiterentwicklung
Wie jeder Rennfahrer, blieb auch Klaus Schumann nicht von Unfällen verschont. Zwei bemerkenswerte Vorfälle ereigneten sich während der Zeit mit dem „Schuhmann Trabant“. Bei einem Rennen in Frohburg und einem auf dem Sachsenring gab es Unfälle, bei denen Schumann vom Kurs abkam. Besonders dramatisch war der Zwischenfall am Sachsenring, als sich das Fahrzeug bei starkem Regen drehte. Doch Schumann gab nie auf, sondern arbeitete immer weiter an der Weiterentwicklung des „Schuhmann Trabants“, um seine Leistung stetig zu verbessern.
Der Motorsport-Stern der DDR – Auch heute noch ein Highlight
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 183 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als 7 Sekunden war der „Schuhmann Trabant“ ein wahres Meisterwerk der DDR-Renntechnik. Auch heute noch begeistert das Fahrzeug die Motorsport-Fans und stellt eine lebendige Erinnerung an eine aufregende Zeit im Osten dar.
Der „Schuhmann Trabant“ bleibt ein faszinierendes Stück Geschichte, das nicht nur durch seine technischen Besonderheiten, sondern auch durch die Leidenschaft und Hingabe der Menschen, die an seiner Entstehung und Erhaltung beteiligt waren, herausragt.